INSIDE OBERHAUS - VERNISSAGE
09.09.17
Schönheit für lau
Beim Betreten des Oberhauses ist der Berg an Reklame-Prospekten im Hausflur nicht zu übersehen, deren Zusteller keine Notwendigkeit darin zu sehen scheint, sie einzeln in die Briefkästen zu werfen. Die Studenten*innen erkannten darin ein ungeahntes Potential, welches sie zu einer Idee inspirierte. Diese Reklame-Prospekte (clever zusammengehalten mit Gummiringen aus alten Fahrradschläuchen, die von der Radstation neben dem Bahnhof gespendet wurden) lieferten im zusammengerollten Zustand ein unerwartet, geeignetes Material. Innerhalb der praktischen „easy-to-fill“-Rahmen, welche auf die Schnelle gebaut wurden, dienen die Prospektrollen eine ideale Halterung, zwischen die sich wunderbar kleine Nachrichten oder Briefe klemmen lassen. Und selbst andere Möbelstücke, wie Sessel, Bücherregale oder Tische, lassen sich einfach selber herstellen. Aus den anfangs nutzlos wirkenden Reklame-Haufen, welche Woche für Woche lieblos in die Eingangshalle geworfen werden, sind am Ende brauchbare und zugleich wunderschöne „Dienstleistungen“ entstanden.
(ein Projekt von: Janneke - Lucinda - Daniele - Hande - Adriel with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Die wertgebende Müllvitrine
Nicht nur im Treppenhaus oder Eingangsbereich des Hauses, sondern im gesamten Areal im und rund ums Hochhaus lässt sich Müll finden, der von der Bewohnerschaft achtlos weggeworfen wird. Inmitten diesem Müll gelang es den Studenten*innen immer wieder Material zu finden, welches sich eines zweiten Lebens bewehrt machte. So fanden sie von ausgedienten Computern und Fernsehbildschirmen, über Spielzeug bis hin zu massenhaft Altpapier jede Menge brauchbares Material, welches sich im Handumdrehen von seinem neuen Besitzer*in reinigen, reparieren und wiederverwenden lässt. Jede Wiederverwendung startet mit der Reaktivierung des kaputten Gegenstandes und der damit neu gewonnenen Perspektive auf Müll. Um den Perspektivwechsel einzuleiten, kamen einige Studenten*innen auf die Idee eine Vitrine aus weggeworfenen Fensterrahmen (nur die Schrauben wurden neu gekauft) zu bauen und bestückten sie liebevoll mit dem gefundenen „Müll“. Eine wundervolle Gelegenheit die „Wegwerf-Gegenstände“ mit all ihrer Geschichte neu in Szene zu setzen. Plötzlich erschienen sie im Licht der Vitrine in völlig neuem Glanz und bekamen dadurch eine ungeahnte Wertigkeit. Die Vitrine kann als eine Art Tauschgeschäft für Müll verstanden werden, bei dem eine neue Perspektive den Weg in eine neue Zukunft ebnet. Durch die Bewusstmachung der jeweiligen Geschichte eines Gegenstandes, bekommt der Betrachter automatisch eine Verbindung zum Vorbesitzer und dessen Geschichte.
(ein Projekt von: Jack - i chieh - hangpin with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Spielerisches Gästezimmer
Mit ihrem Projekt Oberhaus gelang es kitev eine künstlerische Initiative in einem „problematischen“ Hochhaus in Gang zu setzen und damit einen Startschuss zur Verbesserung des gesamten Quartiers zu geben. Dabei fokussiert sich das Projekt darauf, einen interkulturellen Dialog zwischen aktuellen und neuen Bewohnern*innen der Nachbarschaft herzustellen. Damit dieser Dialog überhaupt ermöglicht werden kann, sind neben einem leerstehenden Ladenlokal im Erdgeschoss, noch zwei freie Wohnungen in den Gestaltungsbereich gefallen. Zukünftig möchte kitev diese Räumlichkeiten stetig als Kollektivorte etablieren. Bevor dies realisiert werden kann, ist der erste Schritt, die Bewohner*innen, welche sich definitiv nicht als eine Gemeinschaft sehen, zu überzeugen, einzuladen und aufzufordern an dem Prozess teilzunehmen und sich als Teil des Geschehens zu empfinden. Als eine mögliche Einladung zur Partizipation, gestalteten die Studenten*innen einen „spielerisches“ Gästezimmer, wo sich mit Freunden nach Herzenslust in die Hängematte geworfen werden darf.
Coole Bohnen
Die Küche im spielerischen Gästezimmer bietet bislang nicht die Möglichkeit für eine größere Gesellschaft zu kochen. Wo sich aber noch nicht einmal die einfachsten Gegenstände zum Kochen einer Tasse Tee finden lassen, tun sich bei näherer Betrachtung allerdings ganz neue Nutzungsmöglichkeiten auf. Spielerische Interventionen zum Beispiel. Die Studenten*innen funktionierten kurzerhand die spärlich eingerichtete Küche in einen Kreislauf von Bewegung, Geräuschen und Essen um. Die dafür verwendeten Materialien fanden sich alle in der unmittelbaren Umgebung des Oberhauses. Ihre kreierte Installation verwandelt die Küche somit spielerisch zu einer Maschine, bei der eine Bewegung direkt die nächste auslöst. Dem ultimativen Akt des Zufalls unterlegen, landet eine Handvoll Kaffeebohnen mitunter direkt im benachbarten „Koffer-Garten“, einen Miniatur-garten, den die Gruppe Studenten*innen auf dem dazugehörigen Balkon errichteten. Von dort aus können die Bohnen, weich gefallen auf fruchtbaren Boden, wachsen und gedeihen.
(ein Projekt von: Jaja - Cam - Zara with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Inside garden hang-out
Der Annahme zum Trotz, dass sich die meisten brauchbaren Materialen im Ruhrgebiet womöglich auf Fabrikgeländen und Müllhalden finden lassen, braucht es mitunter nur einen einzigen Gang in den Keller von kitev im Bahnhofsturm. Ein großer Haufen dicker Seile war dort zu finden. Ein „Überbleibsel“ aus einem vergangenen Projekt, das nur darauf wartete wieder verwendet zu werden. Das ließen sich die Studenten*innen nicht zweimal sagen und trugen Stück für Stück die Seile aus dem Keller, um sie neu zu arrangieren, zu verknüpfen und mit anderen Materialien zu verknoten. Innerhalb kurzer Zeit entstanden daraus stabile Hängematten, ein Möbel, welches sich auf der ganzen Welt zuhause fühlt und praktischerweise schnell und überall aufhängen lässt. Von weiteren Material, dass in den Tiefen des kitev-Kellers zu finden war, nähten die Studenten*innen aufhängbare Taschen für einen kleinen „Hänge-Garten“, der dem „spielerischen Gästezimmer“ einen ebenfalls wohnlichen Charakter verleiht. In einer Gegend, wo die nächste Grünfläche einen größeren Fußweg entfernt liegt, die perfekte Gelegenheit ein alternatives Garten-Feeling entstehen zu lassen.
(ein Projekt von: Jinaa - Yungkung - Laura - Shin - Lotti with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Einladung zu starten
Die Installation der Studenten*innen brachte viel an Potential im Oberhaus zum Vorschein, auch wenn die Ziele für ein viertägiges Projekt von Studenten*innen aufgrund des kurzen Zeitraums nicht allzu hoch gesteckt werden konnten. Dennoch zeigen die, in Kooperation mit `Architecture For All`aus Istanbul entwickelten Interventionen zweifellos, dass ein Mitwirken der Bewohnerschaft durchaus einer Einladung bedarf, aber möglich ist. Auf lange Sicht fördert dies neue Verbindungen unter den Nachbarn und aktiviert eine neu verstandene Gemeinschaft in Oberhausen und ihrem Oberhaus.
Beim Betreten des Oberhauses ist der Berg an Reklame-Prospekten im Hausflur nicht zu übersehen, deren Zusteller keine Notwendigkeit darin zu sehen scheint, sie einzeln in die Briefkästen zu werfen. Die Studenten*innen erkannten darin ein ungeahntes Potential, welches sie zu einer Idee inspirierte. Diese Reklame-Prospekte (clever zusammengehalten mit Gummiringen aus alten Fahrradschläuchen, die von der Radstation neben dem Bahnhof gespendet wurden) lieferten im zusammengerollten Zustand ein unerwartet, geeignetes Material. Innerhalb der praktischen „easy-to-fill“-Rahmen, welche auf die Schnelle gebaut wurden, dienen die Prospektrollen eine ideale Halterung, zwischen die sich wunderbar kleine Nachrichten oder Briefe klemmen lassen. Und selbst andere Möbelstücke, wie Sessel, Bücherregale oder Tische, lassen sich einfach selber herstellen. Aus den anfangs nutzlos wirkenden Reklame-Haufen, welche Woche für Woche lieblos in die Eingangshalle geworfen werden, sind am Ende brauchbare und zugleich wunderschöne „Dienstleistungen“ entstanden.
(ein Projekt von: Janneke - Lucinda - Daniele - Hande - Adriel with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Die wertgebende Müllvitrine
Nicht nur im Treppenhaus oder Eingangsbereich des Hauses, sondern im gesamten Areal im und rund ums Hochhaus lässt sich Müll finden, der von der Bewohnerschaft achtlos weggeworfen wird. Inmitten diesem Müll gelang es den Studenten*innen immer wieder Material zu finden, welches sich eines zweiten Lebens bewehrt machte. So fanden sie von ausgedienten Computern und Fernsehbildschirmen, über Spielzeug bis hin zu massenhaft Altpapier jede Menge brauchbares Material, welches sich im Handumdrehen von seinem neuen Besitzer*in reinigen, reparieren und wiederverwenden lässt. Jede Wiederverwendung startet mit der Reaktivierung des kaputten Gegenstandes und der damit neu gewonnenen Perspektive auf Müll. Um den Perspektivwechsel einzuleiten, kamen einige Studenten*innen auf die Idee eine Vitrine aus weggeworfenen Fensterrahmen (nur die Schrauben wurden neu gekauft) zu bauen und bestückten sie liebevoll mit dem gefundenen „Müll“. Eine wundervolle Gelegenheit die „Wegwerf-Gegenstände“ mit all ihrer Geschichte neu in Szene zu setzen. Plötzlich erschienen sie im Licht der Vitrine in völlig neuem Glanz und bekamen dadurch eine ungeahnte Wertigkeit. Die Vitrine kann als eine Art Tauschgeschäft für Müll verstanden werden, bei dem eine neue Perspektive den Weg in eine neue Zukunft ebnet. Durch die Bewusstmachung der jeweiligen Geschichte eines Gegenstandes, bekommt der Betrachter automatisch eine Verbindung zum Vorbesitzer und dessen Geschichte.
(ein Projekt von: Jack - i chieh - hangpin with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Spielerisches Gästezimmer
Mit ihrem Projekt Oberhaus gelang es kitev eine künstlerische Initiative in einem „problematischen“ Hochhaus in Gang zu setzen und damit einen Startschuss zur Verbesserung des gesamten Quartiers zu geben. Dabei fokussiert sich das Projekt darauf, einen interkulturellen Dialog zwischen aktuellen und neuen Bewohnern*innen der Nachbarschaft herzustellen. Damit dieser Dialog überhaupt ermöglicht werden kann, sind neben einem leerstehenden Ladenlokal im Erdgeschoss, noch zwei freie Wohnungen in den Gestaltungsbereich gefallen. Zukünftig möchte kitev diese Räumlichkeiten stetig als Kollektivorte etablieren. Bevor dies realisiert werden kann, ist der erste Schritt, die Bewohner*innen, welche sich definitiv nicht als eine Gemeinschaft sehen, zu überzeugen, einzuladen und aufzufordern an dem Prozess teilzunehmen und sich als Teil des Geschehens zu empfinden. Als eine mögliche Einladung zur Partizipation, gestalteten die Studenten*innen einen „spielerisches“ Gästezimmer, wo sich mit Freunden nach Herzenslust in die Hängematte geworfen werden darf.
Coole Bohnen
Die Küche im spielerischen Gästezimmer bietet bislang nicht die Möglichkeit für eine größere Gesellschaft zu kochen. Wo sich aber noch nicht einmal die einfachsten Gegenstände zum Kochen einer Tasse Tee finden lassen, tun sich bei näherer Betrachtung allerdings ganz neue Nutzungsmöglichkeiten auf. Spielerische Interventionen zum Beispiel. Die Studenten*innen funktionierten kurzerhand die spärlich eingerichtete Küche in einen Kreislauf von Bewegung, Geräuschen und Essen um. Die dafür verwendeten Materialien fanden sich alle in der unmittelbaren Umgebung des Oberhauses. Ihre kreierte Installation verwandelt die Küche somit spielerisch zu einer Maschine, bei der eine Bewegung direkt die nächste auslöst. Dem ultimativen Akt des Zufalls unterlegen, landet eine Handvoll Kaffeebohnen mitunter direkt im benachbarten „Koffer-Garten“, einen Miniatur-garten, den die Gruppe Studenten*innen auf dem dazugehörigen Balkon errichteten. Von dort aus können die Bohnen, weich gefallen auf fruchtbaren Boden, wachsen und gedeihen.
(ein Projekt von: Jaja - Cam - Zara with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Inside garden hang-out
Der Annahme zum Trotz, dass sich die meisten brauchbaren Materialen im Ruhrgebiet womöglich auf Fabrikgeländen und Müllhalden finden lassen, braucht es mitunter nur einen einzigen Gang in den Keller von kitev im Bahnhofsturm. Ein großer Haufen dicker Seile war dort zu finden. Ein „Überbleibsel“ aus einem vergangenen Projekt, das nur darauf wartete wieder verwendet zu werden. Das ließen sich die Studenten*innen nicht zweimal sagen und trugen Stück für Stück die Seile aus dem Keller, um sie neu zu arrangieren, zu verknüpfen und mit anderen Materialien zu verknoten. Innerhalb kurzer Zeit entstanden daraus stabile Hängematten, ein Möbel, welches sich auf der ganzen Welt zuhause fühlt und praktischerweise schnell und überall aufhängen lässt. Von weiteren Material, dass in den Tiefen des kitev-Kellers zu finden war, nähten die Studenten*innen aufhängbare Taschen für einen kleinen „Hänge-Garten“, der dem „spielerischen Gästezimmer“ einen ebenfalls wohnlichen Charakter verleiht. In einer Gegend, wo die nächste Grünfläche einen größeren Fußweg entfernt liegt, die perfekte Gelegenheit ein alternatives Garten-Feeling entstehen zu lassen.
(ein Projekt von: Jinaa - Yungkung - Laura - Shin - Lotti with thanks to: Saleh - Moayad - Omar - Achmad - Simon - Merve - Erdem and Yamina)
Einladung zu starten
Die Installation der Studenten*innen brachte viel an Potential im Oberhaus zum Vorschein, auch wenn die Ziele für ein viertägiges Projekt von Studenten*innen aufgrund des kurzen Zeitraums nicht allzu hoch gesteckt werden konnten. Dennoch zeigen die, in Kooperation mit `Architecture For All`aus Istanbul entwickelten Interventionen zweifellos, dass ein Mitwirken der Bewohnerschaft durchaus einer Einladung bedarf, aber möglich ist. Auf lange Sicht fördert dies neue Verbindungen unter den Nachbarn und aktiviert eine neu verstandene Gemeinschaft in Oberhausen und ihrem Oberhaus.